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Was kennzeichnet einen Klinischen Psychologen?

Im Folgenden möchte ich erklären, was einen Klinischen Psychologen ausmacht. Hierfür möchte ich zunächst auf die "Psychologie als Wissenschaft", die "Klinische Psychologie" als eine ihrer Teildisziplinen, sowie auf das Berufsbild "Psychologe" eingehen. 

Psychologie und Klinische Psychologie 

Die Psychologie ist nach gängiger Auffassung die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten (beobachtbar) und Erleben (z.B. Gefühle und Gedanken - nicht direkt beobachtbar). Sie hat sich als Ziele gesetzt, menschliches Erleben und Verhalten zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und bei Bedarf zu verändern. 

Entsprechend dieser breiten Zielauffassung hat die wissenschaftliche Psychologie viele verschiedene Teildisziplinen. So gibt es beispielsweise die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie, die Biologische Psychologie, die Allgemeine Psychologie, die Differentielle Psychologie, etc. 

Auch die Klinische Psychologie ist eine der Teildisziplinen der wissenschaftlichen Psychologie und zwar jene, die sich mit psychischem Leid und psychischen Erkrankungen, sowie mit psychischen Aspekten körperlicher (somatischer) Erkrankungen auseinandersetzt. Dabei befasst sie sich mit Techniken, psychischen Erkrankungen vorzubeugen (Prävention), diese zu kategorisieren (Diagnostik) und zu heilen oder zu lindern (Psychotherapie/Behandlung). 

Was ist ein Psychologe?

Psychologe darf sich in Österreich nennen, wer ein Psychologiestudium abgeschlossen hat. Diesbezüglich ist der Umfang des Psychologiestudiums entscheidend, denn dieses muss 300 ECTS- Punkte (ECTS steht für „European Credit Transfer System“), was 7500 Arbeitsstunden entspricht, umfassen. Dementsprechend berechtigt erst ein abgeschlossenes Master- oder Diplomstudium zum Tragen der Berufsbezeichnung "Psychologe".  

Im Rahmen ihres Studiums erlangen angehende Psychologen Kenntnisse in verschiedenen Teildisziplinen der wissenschaftlichen Psychologie.

Psychologen können in unterschiedlichen Anwendungsbereichen tätig werden (z.B. in der Gesundheitspsychologie, Schulpsychologie oder der Organisationspsychologie). Oftmals sind hierfür aber jedoch weiterführende Ausbildungen/Spezialisierungen erforderlich sind.  

Was ist ein Klinischer Psychologe?

Ein Klinischer Psychologe ist ein Psychologe, der nach dem Psychologiestudium eine weiterführende Ausbildung in Klinischer Psychologie absolviert hat. Umgekehrt sind Klinische Psychologen stets auch Psychologen, da nur Psychologen zur klinisch-psychologischen Fachausbildung zugelassen werden (dieses Ausbildungssystem ist also konzeptuell ähnlich wie jenes im Medizinbereich: Ein Arzt für Allgemeinmedizin kann über das Absolvieren einer weiterführenden Ausbildung zum Facharzt, z.B. für Innere Medizin, werden).

Die klinisch-psychologische Fachausbildung umfasst weitere 2500 Ausbildungseinheiten, ist in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert und wird mit einer kommissionellen Abschlussprüfung beendet. Dementsprechend haben Klinische Psychologen stets eine mehrjährige Ausbildung hinter sich.

 Zu den Tätigkeitsbereichen Klinischer Psychologen gehören die klinisch-psychologische…

 

  • Diagnostik (z.B. um eine psychische Erkrankung festzustellen)

  • Befund- und Gutachtenerstellung (oft unter Einsatz von wissenschaftlichen Fragebögen und Testverfahren)

  • Beratung

  • Behandlung (bei Vorliegen einer psychischen Erkrankung, auch: "Psychologische Therapie" bezeichnet)         

  • Evaluation (z.B. zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Behandlung),

  • sowie die klinisch-psychologische Begleitung von Menschen (und deren Angehörigen) in Krisensituationen

 

Die klinisch-psychologische Diagnostik und darauf aufbauende Befund- und Gutachtenerstellung gehören dabei zum Tätigkeitsvorbehalt Klinischer Psychologen. Diese Tätigkeiten dürfen daher nur von Klinischen Psychologen, nicht aber von Angehörigen anderer Gesundheitsberufe (z.B. Ärzte, Musiktherapeuten, Psychotherapeuten) angeboten werden. 

Ein wesentliches Merkmal klinisch--psychologischer Behandlungen ist es, dass diese ziel- und lösungsorientiert erfolgen sollen. In diesem Sinne sind Klinische Psychologen berechtigt dazu, Ihren Klienten Therapiemethoden, die verschiedene Psychotherapierichtungen (z.B. die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse oder die Systemische Familientherapie) hervorgebracht haben, vorzuschlagen. 

Diese flexible Auswahl therapeutischer Techniken ermöglicht ein besonders präzises Eingehen auf die ganz spezifische Situation eines jeden Klienten. 

Weitere Informationen, u.a. zur Ausbildung und zu den Berufspflichten Klinischer Psychologen finden Sie in der aktuellen Fassung des Psychologengesetzes.

Eine kompakte Beschreibung und Einstufung der im Rahmen der klinisch-psychologischen Fachausbildung erworbenen Qualifikationen wurde vom Nationalen Qualifikationsregister NQR vorgenommen. Bei Interesse, siehe https://www.qualifikationsregister.at/public/qualification/51/

Klinischer Psychologe ≠ Psychiater ≠ Psychotherapeut

Abschließend ein paar Worte zur Unterscheidung verschiedener "Psy"-Berufe.

Ein Psychiater ist ein Arzt mit Zusatzausbildung im Fachgebiet Psychiatrie. Ein Klinischer Psychologe ist kein Arzt und verschreibt daher im Unterschied zum Psychiater auch keine Medikamente/Psychopharmaka. 

Ein Psychotherapeut hat einen anderen Ausbildungsweg absolviert als ein Klinischer Psychologe (auch wenn die Psychotherapie ein Anwendungsbereich der Klinischen Psychologie ist). Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal dieser beiden Berufsgruppen ist die Spezialisierung in einer bestimmten Psychotherapieschule (z.B. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, etc.) im Rahmen der Ausbildung zum Psychotherapeuten (weitere Informationen finden Sie u.a. im Psychotherapiegesetz).

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